Dienstag, 17. Mai 2011

Armut

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Armut bezeichnet primär den Mangel an lebenswichtigen Gütern (beispielsweise Nahrung, Obdach, Kleidung), im weiteren und übertragenen (metaphorischen) Sinn allgemein einen Mangel. Eine veraltete Bezeichnung für „sehr große Armut“ ist Mendizität. Ein Merkmal für Armut ist typischerweise das Haushaltseinkommen, obgleich häufig damit die mangelnden Ausstattung mit wirtschaftlichen Ressourcen gemeint ist.

Armut ist ein soziales Phänomen:
Dabei wird „Armut“ als Zustand gravierender sozialer Benachteiligung mit der Folge einer „Mangelversorgung mit materiellen Gütern und Dienstleistungen“ verstanden. In dieser Form wird sie in Mythologie und Sage, in den Künsten und wissenschaftlich behandelt. Von wirtschaftlicher Armut im engeren Sinne gibt es zwei grundsätzlich verschiedene Definitionen. Zum einen ist das die absolute Armut, bei der einer Person weniger als 1,25 PPP-US-Dollar pro Tag zur Verfügung stehen, zum anderen die relative Armut, bei der ein Einkommen deutlich unter dem Durchschnitt aller Einkommen eines Landes (eines Staates) liegt.

Die erste Form ist heute in Industriestaaten seltener, dominiert aber die Situation in Schwellen- und Entwicklungsländern. In diesen kann es im Extremfall vorkommen, dass eine Person zwar absolut, nicht aber relativ arm ist. Die zweite Form betrifft definitionsbedingt in praktisch jedem Staat einen Teil der Bevölkerung.

Absolute und relative Armut
Sowohl absolute als auch relative Armutsgrenzen sind nicht ohne normative Vorgaben zu bestimmen. Weder die Wahl eines bestimmten Prozentsatzes vom Durchschnittseinkommen zur Bestimmung relativer Armut noch die Bestimmung eines Warenkorbes sind wertfrei begründbar. Deshalb wird über sie in politischen Prozessen entschieden.
Absolute Armut
Absolute Armut
in einem Slum in Jakarta
Arme Arbeiterfamilie 1902 in HamburgUm einen Überblick über die Probleme der Entwicklungsländer zu ermöglichen, hat der ehemalige Präsident der Weltbank, Robert Strange McNamara, den Begriff der absoluten Armut eingeführt. Er definierte „absolute Armut“ wie folgt:

„Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und Entwürdigung ums Überleben kämpfen, der unsere durch intellektuelle Phantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte Vorstellungskraft übersteigt.“
Die absolute Armutsgrenze ist bestimmt als Einkommens- oder Ausgabenniveau, unter dem sich die Menschen eine erforderliche Ernährung und lebenswichtige Bedarfsartikel des täglichen Lebens nicht mehr leisten können. Die Weltbank sieht Menschen, die weniger als 1,25 PPP-US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben, als „arm“ an.  Betteln und Hunger(-tod) gehen somit unmittelbar mit dem Begriff der absoluten Armut einher.

Kritiker merken an, dass die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in einer Gesellschaft unberücksichtigt bleiben und insbesondere nach dem Indikator der Weltbank, den Kaufkraftparitäten, dass nach dessen durchschnittlichen Warenkorb die relativ günstigen Dienstleistungen berücksichtigt werden, die allerdings von den Ärmeren einer Gesellschaft nicht in Anspruch genommen werden können. Dadurch gelten weniger Betroffene als arm.

Relative Armut
Der Begriff der „relativen Armut“ bedeutet Armut im Vergleich zum jeweiligen sozialen (auch staatlichen, sozialgeographischen) Umfeld eines Menschen. In diesem Zusammenhang bezieht sich relative Armut auf verschiedene statistische Maßzahlen für eine Gesellschaft (zum Beispiel auf den Median des gewichteten Nettoäquivalenzeinkommens). So definiert die WHO die Armutsgrenze anhand des Verhältnisses des individuellen Einkommens zum „mittleren Einkommen“ im Heimatland einer Person. Danach sei arm, wer monatlich weniger als die Hälfte des aus der Einkommensverteilung seines Landes berechneten Medians zur Verfügung hat. Für die OECD-Länder ist die Armutsschwelle in gleicher Weise definiert (vgl. OECD-Skala). Eine in Politik und Öffentlichkeit benutzte Angabe der relativen Armutsgrenze ist dabei 50 % oder 60 % des Medians. So wird seit 2001 in der EU derjenige als armutsgefährdet bezeichnet, der weniger als 60 % des Einkommens-Medians hat. Relative Armut macht sich auch durch eine sozio-kulturelle Verarmung bemerkbar, womit der Mangel an Teilhabe an bestimmten sozialen Aktivitäten als Folge des finanziellen Mangels gemeint ist (wie z. B. Theater- oder Kinobesuch, Klassenfahrten).

Teufelskreis der Armut
Die Meinung, dass es einen Teufelskreis (vicious circle) der Armut gäbe, ist in der Wissenschaft oft zu hören. Demnach kommt es vor, dass Arme, wenn sie sehen, dass sie mit ihren begrenzten Mitteln ihre Ziele nicht erreichen, dem Fatalismus verfallen. Dieser Fatalismus führt zu größerer Armut. Als Vertreter dieser Theorie sind Robert K. Merton und Mario Rainer Lepsius zu nennen. Einschlägig sind auch die Arbeiten von Oscar Lewis. Lewis erforschte die Lebensbedingungen in lateinamerikanischen Slums. Für die Lebensweise, die er dort vorfand, prägte den Begriff „culture of poverty“. Laut Lewis ist die Lebensweise der Mitglieder der Kultur der Armut von Fatalismus einerseits und dem Streben nach sofortiger (oft sogar verschwenderischer) Bedürfnisbefriedigung andererseits geprägt. Diese Lebensweise sei einerseits Reaktion auf die Armut, führe aber andererseits zu noch größerer Armut. Lewis betont jedoch auch, dass nicht jeder Arme Mitglied einer Kultur der Armut sei.

Das mexikanische Oportunidades-Programm beruht auf dem Konzept der "Kultur der Armut" und ist zum Teil sehr erfolgreich. So werden zum Beispiel arme Eltern dafür bezahlt, dass sie ihren Nachwuchs in die Schule schicken, statt ihn auf den Feldern arbeiten zu lassen. Durch das Programm ist die Quote der armen Kinder, die eine Schule erfolgreich abschließen, stark angestiegen.

Kultur der Armut

Daniel Patrick MoynihanNach Oscar Lewis ist die Lebensweise der Armen von Denk- und Handlungsmustern geprägt, die von Generation zu Generation innerhalb der kulturellen Einheit weiter vererbt würden. Diese Kultur sei zwar einerseits eine funktionale Reaktion auf die Lebensbedingungen in der Armut, aber andererseits schade sie den Armen auch. Kennzeichnend seien zerbrochene Familien. Das Sexualleben beginne früh und man heirate aufgrund mündlicher Übereinkunft. Die Frauen würden oft von ihren Männern geschlagen und Zahlreiche auch verlassen. Den Mittelpunkt der Familie bilde die (oft alleinerziehende) Mutter mit ihren Kindern. Diese Kultur der Armut zeichne sich dadurch aus, dass die Armen nach sofortiger Befriedigung ihrer Bedürfnisse strebten. Sie seien nicht in der Lage, ein Bedürfnis zurückzustellen, um später davon zu profitieren. So investierten die Armen zum Beispiel nicht in ihre Ausbildung und auch nicht in die Ausbildung ihrer Kinder. Das führe dazu, dass auch die nächste Generation arm sein werde. Um diese im Sozialisationsprozess verwurzelte Kultur aufzubrechen reiche materielle Unterstützung nicht aus: „The elimination of physical poverty per se may not eliminate the culture of poverty which is a whole way of life“. Die einzige Möglichkeit, die Armut zu beenden, ist laut Lewis eine von außen kommende Interventionen, etwa durch kompensatorische Erziehung, Sozialarbeit oder psychotherapeutische Betreuung.

Daniel Patrick Moynihan sah den Zerfall der Familie als Grund für Armut. Er beklagte die hohe Anzahl alleinerziehender Mütter unter Afroamerikanerinnen, welche deviante Werte an ihre Kinder weitergeben würden. So käme es dazu, dass ihre Kinder (welche ansonsten zu Mitgliedern der Mittelschicht werden könnten) zu Mitgliedern der Armutsschicht würden.

Theorie der erlernten HilflosigkeitDer Psychologe Martin Seligman stellte die These auf, dass die Armen unter erlernter Hilflosigkeit litten. Ihre Lebensumstände verleitet sie dazu, persönliche Entscheidungen als irrelevant wahrzunehmen. Laut Seligman betrachten Personen in einem Zustand der erlernten Hilflosigkeit Probleme als persönlich, generell oder permanent:

persönlich – sie sehen (in) sich selbst als das Problem;
generell – sie sehen das Problem als allgegenwärtig und alle Aspekte des Lebens betreffend;
permanent – sie sehen das Problem als unabänderlich.
Daraus zögen sie die Schlussfolgerung, dass es nichts erbringe, etwas gegen ein Problem zu unternehmen, und unternähmen nichts. Erlernte Hilflosigkeit komme in allen Schichten vor, sei jedoch in den unteren Schichten besonders häufig. Das sei so, weil die Leute dieser Schichten mehr negative Erfahrungen als die aus höheren Schichten machten. Erlernte Hilflosigkeit könne jedoch überwunden werden. Der Betroffene müsse sich klar machen, dass er unter erlernter Hilflosigkeit leide, und dass er über Handlungskompetenzen verfüge und sein Leben selbst in die Hand nehmen könne. Dabei könne die Verhaltenstherapie helfen.

Armut durch schlechten Charakter
Der US-amerikanische Politologe Charles Murray war früher der Meinung, dass Armut sich durch den schlechten Charakter der Armen erklären lasse. In seinem Buch Losing Ground teilt Murray Arme in zwei Klassen ein: die „working class“ und die „underclass“. Die letztere wird von ihm auch als „dangerous class“ („gefährliche Schicht“) oder „undeserving poor“ (Übersetzung in etwa: „Arme, die es nicht verdient haben, dass man ihnen hilft“) bezeichnet. Diese „undeserving poor“ zeichnen sich laut Murray durch mangelnde Selbstdisziplin aus. Sie hätten nicht den Ehrgeiz, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, sondern lebten lieber von Almosen. Die underclass habe sich als Reaktion auf zu hohe Sozialleistungen entwickelt. Einige Leute hätten die Sozialhilfe zu ihrem Lebensstil gemacht. Des Weiteren sei es durch Sozialleistungen für alleinerziehende Mütter zu einem Zerfall der Familie gekommen. Frauen würden bewusst die alleinerziehende Mutterschaft wählen, um möglichst viel Sozialleistungen zu empfangen. Als natürlichen Feind der „undeserving poor“ sieht Murray die „working class“ an, denn diese finanzierten den Lebensstil der underclass; was aber noch schlimmer sei: Die underclass verdürbe durch ihren Lebensstil die Kinder der arbeitenden Klasse, die die falschen Werte der underclass übernähmen. Später gelangte Murray zu der Auffassung, dass Armut vor allem durch niedrige Intelligenz zustande käme.

Konzepte, um armen Bevölkerungsgruppen in reichen Ländern zu helfen[Bearbeiten] Selbsthilfe der BetroffenenDie Art von Selbsthilfe gegen materielle Armut, die Betroffenen möglich ist, hängt von den persönlichen Kompetenzen und der Lebenssituation ab.

Bob Holman weist darauf hin, dass so genannte Nachbarschaftsgruppen (neighbourhood groups) eine wichtige Form der Selbsthilfe armer Menschen sind. Beispiele dafür wären von Armen betriebene Jugendclubs oder von Armen betriebene Kreditinstitute, die Armen Geld leihen. Eine Selbsthilfegruppe armer Migranten, die ihren Kindern Deutsch beibringen, ist HIPPY.

Diese Art der Armutsbekämpfung bietet den Vorteil, dass sie von den Armen selbst ausgeht. Sie kann die Teilnehmer stärken, ihnen Selbstwertgefühl verleihen und die Auswirkungen der Armut lindern.

Zu den Möglichkeiten der Selbsthilfe zählt die Suche nach zusätzlichem Einkommen – etwa das Bemühen um einen Arbeitsplatz beziehungsweise eine Beförderung, dem Aufbau einer selbständigen Tätigkeit oder die Aufnahme einer Nebentätigkeit. In Deutschland stieg laut der Bundesagentur für Arbeit die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit zusätzlicher geringfügiger Beschäftigung von 2003 bis 2007 bundesweit um zwei Drittel auf 2,1 Millionen; ein Großteil von ihnen benötige das Geld für den täglichen Lebensunterhalt .

Zu den Möglichkeiten zählt anderseits auch äußerste Sparsamkeit, etwa Verzicht auf alles Entbehrliche, evtl. auf Privatauto und teure technische Geräte im Allgemeinen, das Inkaufnehmen von Zeitaufwand anstelle von Kosten (beispielsweise Do it yourself anstelle von Handwerkerdiensten), eine auf Sparsamkeit ausgerichtete Auswahl von Einkaufsmöglichkeiten, etwa Discounter, Secondhandläden und Kindersachenflohmärkte, sowie Teilnahme an Nachbarschaftshilfe oder Tauschringen.

Auch die Wahrnehmung von Beratungsangeboten – Einzelfallhilfe wie gegebenenfalls Schuldnerberatung oder andere Formen der Sozialberatung – kann ein Schritt zur Selbsthilfe sein. Langfristige Selbsthilfe geschieht auch durch die Erweiterung persönlicher Kompetenz, insbesondere durch Bildung bzw. Weiterbildung.

Die Hilfe zur Selbsthilfe wird als wichtiges Element sozialer Unterstützung hervorgehoben, so auch im deutschen § 1 Absatz 1 Ersten Buch Sozialgesetzbuch:

„Das Recht des Sozialgesetzbuchs soll zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit Sozialleistungen einschließlich sozialer und erzieherischer Hilfen gestalten. Es soll dazu beitragen, ein menschenwürdiges Dasein zu sichern, gleiche Voraussetzungen für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, insbesondere auch für junge Menschen, zu schaffen, die Familie zu schützen und zu fördern, den Erwerb des Lebensunterhalts durch eine frei gewählte Tätigkeit zu ermöglichen und besondere Belastungen des Lebens, auch durch Hilfe zur Selbsthilfe, abzuwenden oder auszugleichen.“

Politische StrategienStrategien zur Bekämpfung der Armut hängen entscheidend davon ab, was man als die Ursache der Armut annimmt. Folgende sind die häufigsten Strategien um die Armut zu bekämpfen:

Armutsbekämpfung durch finanzielle Zuwendungen
Ein in vielen Ländern verwendetes Mittel sind Sozialversicherungen, die in Notsituationen eingreifen. Weitere Ideenbeispiele sind die Sozialhilfe. Ein in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den USA und Namibia diskutiertes Instrument zur praktischen Aufhebung von Armut ist ein bedingungsloses Grundeinkommen.

Armutsbekämpfung durch kompensatorische Maßnahmen
Befürworter kompensatorischer Maßnahmen gehen davon aus, dass arme Familien Defizite aufweisen. Diese Defizite werden als erworben betrachtet. Durch Familienschulungen, Beratungen und so weiter wird versucht, die Defizite auszugleichen. Als wichtigste Maßnahme gilt jedoch die kompensatorische Erziehung. Hauptziel der kompensatorischen Erziehung ist es, kognitive Fähigkeiten und schulische Leistungen der in Armut aufwachsenden Kinder zu fördern. So will man erreichen, dass die nächste Generation nicht arm bleibt. Kritiker der kompensatorischen Erziehung erheben den Vorwurf, dass das Kind der Mittelschicht hier als Vorbild genommen werde. Es werde versucht arme Kinder zu Mittelschichtskindern umzuerziehen. Das Arbeiterkind werde seiner Lebenswelt entfremdet. Weitere kompensatorische Maßnahmen sind etwa Elternschulungen, Mentorenprogramme und ähnliches.

Oft wird kritisiert, dass die Schule zu kurz wäre. Arme Kinder kämen mit Defiziten in die Schule und die Halbtagsschule wäre nicht in der Lage diese auszugleichen. Gefordert wird eine Schule mit einem ganztägigen Programm, das „unterrichtliche, erzieherische sowie sozialpädagogische Aktivitäten und Maßnahmen“ einschließt. In Deutschland sind solche Programme selten. In anderen Ländern existieren jedoch zahlreiche. Das bekannteste Programm sind hier die 21st Century Community Learning Centers. Doch hat dieses Programm auch dazu geführt, dass Nachmittagsbetreuung in den Schulen heute teilweise im kritischen Licht gesehen wird, weil sie insgesamt zu keiner Verbesserung der schulischen Leistungen führte, jedoch zu verstärkten Verhaltensproblemen. Lediglich für die Gruppe der Grundschüler, die anfangs jedoch sehr schlechte Leistungen zeigten, konnte eine kleine Verbesserung in den Kompetenzen im Fach Englisch gezeigt werden.

Armutsbekämpfung durch Zwangsmaßnahmen

König Friedrich II. auf einer seiner Inspektionsreisen, begutachtet den Kartoffelanbau. In früheren Zeiten wurden vor allem Zwangsmaßnahmen zur Armutsbekämpfung eingesetzt.

In Preußen erließ Friedrich der Große am 24. März 1756 eine Circular-Ordre, die den Kartoffelanbau anordnete, um der Verarmung durch den Getreidewucher nach Missernten gegenzusteuern (vgl. Kulturgeschichte der Kartoffel).

Doch stand im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts das Arbeitshaus im Zentrum der Armutsbekämpfung. Vor allem in kalvinistisch geprägten Gesellschaften herrschte die Auffassung vor, dass Armut selbstverschuldet sei und durch Faulheit komme. Arbeitshäuser dienten der Abschreckung und Umerziehung von Bettlern und Landstreichern. In Deutschland wurden Arbeitshäuser 1969 abgeschafft.

In Europa setzte sich im Zuge der Industrialisierung und der Auseinandersetzung um die Soziale Frage die Auffassung durch, dass Armut durch genossenschaftliche oder wohlfahrtspolitische Maßnahmen verringert werden könne. Armutsbekämpfung stand etwa im Vereinigten Königreich am Ausgangspunkt der modernen Sozialpolitik.
:Siehe auch: Sozialgesetzgebung

Inzwischen wird die Wirksamkeit sozialpolitischer Armutsbekämpfung aber in vielen Industrieländern durch neue Erscheinungsformen von Armut in Frage gestellt. In der Wirtschaftswissenschaft wird nicht selten die These vertreten, dass auch eine zu hohe Staatsquote zu einem Ansteigen der Arbeitslosenquote führen kann (insbesondere in Westeuropa).

Die Maslowsche Bedürfnispyramide

Selbstverwirklichung

Soziale Anerkennung

Soziale Beziehungen

Sicherheit

Körperliche Bedürfnisse

1943 veröffentlichte der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow ein Modell, um die menschlichen Motivationen zu beschreiben. Dieses wird als die Maslowsche Bedürfnispyramide bezeichnet. Die menschlichen Bedürfnisse bilden die "Stufen" der Pyramide und bauen dieser eindimensionalen Theorie gemäß aufeinander auf. Der Mensch versucht demnach, zuerst die Bedürfnisse der niedrigen Stufen zu befriedigen, bevor die nächsten Stufen Bedeutung erlangen. Wer in einem "niedrigen" Bedürfnis frustriert wurde, das heißt, es nicht befrieden konnte, für den wird dieses Bedürfnis übermäßig wichtig werden. Wer zum Beispiel in absoluter Armut lebt und hungrig ist, für den wird das Essen die allergrößte Priorität haben. Alle anderen Bedürfnisse werden in den Hintergrund treten und das ganze Streben wird darauf ausgerichtet sein, genug zu Essen zu haben. Frustration der niedrigen Bedürfnisse prägt - wenn sie lange genug andauert - die ganze Weltsicht. Für einen Menschen der hungrig ist, wird das Paradies ein Ort sein, wo es immer genug zu essen gibt. Ein Mensch, der in großer Armut aufgewachsen ist, wird vielleicht für den Rest seines Lebens glücklich sein, solange er nur genug zu Essen hat. Für einen Menschen hingegen, der Hunger nie gekannt hat, wird Nahrung keine besondere Bedeutung haben. Die Tatsache, dass er genug zu Essen hat, wird ihn nicht glücklich machen.  Maslows Modell wurde von Ronald Inglehart weiterentwickelt.

Quelle: Wikipedia